Backen: Cupcakes, Gugl, Cake Pops: Der Kuchen bekommt Konkurrenz
Erschienen am 28.6.2012, Essen&Trinken, Augsburger Allgemeine Zeitung
Auf den ersten Blick sehen sie aus wie normale Muffins. Doch Cupcakes sind für die besonderen Anlässe im Leben gemacht, viel aufwendiger, meist mit üppiger Creme dekoriert und hübsch verziert. Sie bestehen aus einem klassischen Rührteig, während die Zutaten bei Muffins nur kurz vermengt werden. Cupcakes sind einer der Backtrends, die derzeit den Markt der Backbücher, Backgeräte und Backzutaten dominieren – und dem herkömmlichen Kuchen Konkurrenz machen.
Die Leidenschaft für Cupcakes kommt aus den USA, wo sie die Serie „Sex and the City“ bekannt gemacht hat. In vielen Büchern wie „Cupcakes leicht gemacht“ finden Backfans Rezepte, die auch für Anfänger geeignet sind – von Schoko-Karamell-Cupcakes bis hin zu Ananas-Cupcakes mit Zitruscreme. Noch mehr Trends präsentiert das Buch „Süße Sünden“ der Londoner Kultbäckerei The Hummingbird Bakery: Es schlägt einen Bogen von Cheesecakes bis hin zu Cookies – und das mit so schönen Fotos, dass sich Hobbybäcker am liebsten direkt an die Arbeit machen würden.
Cake Pops bestehen aus Kuchenbröseln und Frosting
Während Cupcakes bei manchen Backfans schon zum Standard gehören, sind sie gerade erst im Kommen: Cake Pops – auf Deutsch so viel wie Kuchen-Lollis oder Minikuchen am Stiel. Die Grundmasse für die Kuchenbällchen besteht aus einem zerbröselten Rührkuchen, selbst gebacken oder im Notfall auch gekauft. Die Kuchenbrösel werden mit einem Frosting vermengt, das aus einer Frischkäse- oder Buttercrememischung besteht, dann zu Kugeln geformt, glasiert und verziert. Cake Pops können in vielen Geschmacksrichtungen gemacht werden, etwa aus einem Zitronenkuchen mit Zitronenfrosting.
Als Erfinderin der Cake Pops gilt Angie Dudley. Die Amerikanerin hat 2008 ihre ersten Kuchen-Lollis entworfen und in ihrem Internetblog Bakerella.com veröffentlicht. Die Leser waren begeistert, lassen sich auf Basis der Cake Pops doch kleine Kunstwerke gestalten, die für Aufsehen sorgen: Kuchenbällchen, die wie Ballerinen aussehen, Edles zur Hochzeit, Festliches zu Weihnachten. Allerdings verlangen solche Kreationen teils viel Geduld, Zeit und Fingerspitzengefühl.
Mittlerweile gibt es auch in Deutschland Internetshops, die alle nötigen Zutaten für Cake Pops verkaufen. Die bekannten Backbücher der Cake-Pop-Erfinderin sind noch nicht auf Deutsch erschienen. Aber vielleicht sind Bücher wie „Verrückt nach Cakepops“ von Sandra Müller ohnehin besser, weil sie die Rezepte (Kuchen-, Frosting- und sehr viele Gestaltungsvarianten) an den deutschen Gaumen anpassen. Amerikanische Anleitungen enthalten oft Fertigmischungen und so große Mengen an Zucker, dass manch einer hierzulande sie gar als ungenießbar süß bezeichnet.
Der Gugelhupf als kleine Praline
Ein Erlebnis mit einer Handtasche voller fettiger Coffeeshop-Muffinkrümel beschreibt passenderweise auch Chalwa Heigl als Auslöser für ihre Backidee. Warum eigentlich, habe sie sich gefragt, gibt es in Deutschland nichts, was man den Backtrends aus anderen Ländern entgegenstellen könnte? Wahrscheinlich, weil einfach niemand eine Idee hatte. Die Münchnerin hatte eine: den Gugl, eine Art Miniatur-Gugelhupf als Kuchenpraline. 2010 hat Heigl eine Firma gegründet, die Gugls verschickt, mittlerweile gibt es auch ein Café. Das Buch „Der Gugl: Feine Kuchenpralinen“ ist jetzt in der dritten Auflage erschienen. Es stellt Rezepte nach Jahreszeiten und Anlässen sortiert vor, etwa Nougat-Marille- oder Kürbis-Birne-Gugl. Allerdings: So schnell wie einen normalen Rührkuchen lassen sich Gugl nicht backen. Und bei Mengenangaben wie 5 Gramm Zucker oder 30 Gramm Sauerrahm ist exaktes Abwiegen gefragt, beim Herauslösen der filigranen Kunstwerke aus der Backform Fingerspitzengefühl. Menschen, die gerne Neues ausprobieren, haben an Gugl, Cake Pops und Cupcakes aber sicher Freude. Mit am wichtigsten bei all den Backtrends sind das Verzieren und die Präsentation. Wer Stundenlang dasteht, um glitzernde Cake Pops zu formen, üppige Cupcakes und fruchtige Mini-Gugl zu backen, der sollte das Ergebnis nicht in einer Dose mit Deckel verstecken. Dafür sind die kleinen Kunstwerke nun wirklich zu schade.